der Ort Raußlitz
Raußlitz liegt ca. 6 km nördlich von Nossen am Fuße der Radewitzer Höhe. Wie viele Orte der Lommatzscher Pflege geht der Ort auf eine slawische Siedlung zurück. Obwohl die Landwirtschaft heute nur wenig Arbeitsplätze bietet, hat sie auf Grund des guten Lößbodens einen hohen wirtschaftlichen Stellenwert. Weithügelige Felder umgeben den Ort. Im Dorf Raußlitz gibt es noch einige Gewerke: z. B. Metallbau und kleine Bauunternehmen. Die moderne Grundschule ist ein wichtiges Bildungs- und Lebenszentrum für die Umgebung.
Bis 31.12.2013 war Raußlitz mit Rittergut und Kirche Verwaltungsort der Großgemeinde Ketzerbachtal. Diese gehört seit dem 01. Januar 2014 gemeinsam mit der ehemaligen Gemeinde Leuben-Schleinitz zur Stadt Nossen.
- Einwohnerzahl Ort Raußlitz: ca. 220
- Einwohnerzahl der ehemaligen Gemeinde Ketzerbachtal: ca. 2650.
Zur Geschichte des Dorfes
Erste menschliche Siedlungen in unserem Gebiet gehen 4000 bis 5000 Jahre zurück denn der fruchtbare Lößboden am südlichen Ende der Lommatzscher Pflege lockte die Menschen zum Ansiedeln und Ackerbau an. In den ältesten Urkunden wird der Ort Raußlitz, Roslawycz oder Ruzelitz genannt. Die Meißnische Burggrafen - unter dem Domprobst Siegfried, burggräflicher Prinz zu Leisnig - schenkte dem Nonnenkloster zu Staucha das Kirchenlehn und Patronatsrecht über Raußlitz. Diese Schenkung wurde am 12. April 1264 bestätigt.
Im Jahre 1386 kommt der Ort als Lehen der Meißner Burggrafen vor, welche dann als Nonnenkloster zu Freiberg hier einige Geld-, Eier-, und Hühnerzinsen bestätigte. In der Folge und bis zur Reformation stand aber die Kirche unter dem Zellischen Kloster. Zur Sicherung des Landes wurden Wehrkirchen bzw. Türme errichtet so auch in Raußlitz. Obwohl das Dorf Raußlitz abseits von großen Heerstraßen lag, blieben es nicht gänzlich von den Schrecknissen der Kriege verschont.
Von schweren Wochen berichtet das älteste mit dem Jahr 1633 beginnende Kirchenbuch, das vom Schulmeister Christian Andreas geführt worden ist. Dieser berichtet, dass im Januar 1637 die schwedischen und bayrischen Scharen unter General Panier in Sachsen einbrachen und bei Lützen Quartier machten. Am 30. Januar, 1. Februar und 6. Februar sei er und der Pfarrer von den Schweden geplündert worden „Wir haben müssen weichen. Es sind ihrer viel zu Nossen gestorben, ist mir meine Gebühr abgegangen. Herr Pfarr und ich haben müssen viele Leute um ein Stück Brot ansprechen, dass wir uns haben können erhalten. Gott wolle unsre Nachkommen gnädiglich davor behüten! Amen“. Ein großer Teil der Gemeinde flüchtete über die Elbe und fand in Cölln (Meißen – Cölln) 8 Wochen lang Unterschlupf, bis der Feind die Gegend verlassen hatte.
Überaus heftig tritt darauf die Pest auf, namentlich im wasserreichen Pinnewitz, das auch in späteren Zeiten wiederholt von Seuchen heimgesucht worden ist. Bereits reichlich hundert Jahre später brachen durch den Siebenjährigen Krieg (1756-1763) neue Kriegsnöte über die Dörfer herein. Die preußischen Truppen hatten den Katzenberg (Katzenhäuser) zu einer befestigten Stellung ausgebaut und verteidigten ihn monatelang. Wenn auch das Totenverzeichnis keine Namen von Soldaten meldet, die etwa in dem Gefecht bei Katzenberg - dessen G. E. Lessing in „Minna von Barnhelm“ erwähnt – gefallen währen, so ist die Zahl der Sterbefälle in der Gemeinde um so größer. Während sonst durchschnittlich 25 Sterbefälle gezählt werden, werden aus dem Jahre 1760 113 Todesfälle von 80 Erwachsenen und 33 Kindern, 1761 121 Todesfälle von 77 Erwachsenen und 44 Kinder, leider ohne Angabe der Todesursache verzeichnet.
In der näheren und weiteren Umgebung überwinterten 1760/61 50.000 Mann, welche die Gegend ausplünderten.Zu erwähnen ist auch die große Bauernerhebung im Jahre 1790, welche sich über ganz Sachsen bis hin nach Thüringen ausbreitete. Historisch hervorgetan haben sich in dieser Zeit besonders die Orte Pinnewitz, Oberstößwitz und Kreißa. Und letztlich hinterließen auch die letzten Kriegsjahre des zweiten Weltkrieges ihre Furchen in den Dörfern um Raußlitz, bei der Besetzung der Radewitzer Höhe und des Katzenberges.
Schreibweise für den Ortsnamen „Raußlitz“
vgl. Neue Sächsische Kirchengalerie
- 1264 Ruzlitz,
- 1286 de Ruzlitz, Ruzelitz, Rutzliz
- 1386 Rolawicz
- 1402 Ruselicz Rauschelhtziz, Rawscheltiz hieß ursprünglich Rasalich, das der Familie Rusal, Rusalh, etwa Röthlichs Bräunlichs.
Zu Grunde liegt also rusú, tsch. rusy, rötlich, lichtbraun, blond, rusalý, davon die Personennamen Rús, Rusa, Rusin, Rusek, Rusal(y) = franz. Blondine, auch rusalka blonde Wassernymphe. Ebenfalls die Silbe rausch, welche die Bedeutung besitzt:
- flechten, verdrehen, stricken; aus idg."*rezg",
- vgl. mhd."rusch", mnd."risch,rúsch", nl."rus", ags."risc,resc,rysc", norw."rusk", lit."rezgú", aslaw."rozga", lat."restis"= allesamt "Tau,Seil,Binse";
- benennt Ort a) der Textilherstellung als heiligem Handwerk und/oder b) der Verehrung der Göttin als Schicksalsspinnerin; sorgfältig von der Deutung unter rus trennen, auch wenn der enge Zusammenhang vom Handwerk und Göttin überdeutlich bleibt, letztendlich auf einen Versammlungsort verweist