Nachdem die alte Kirche Wendischbora auf dem Gelände des Rittergutes mehrfach ein Opfer der Flammen wurde, konnte die Kirche auf dem freien Schäferfelde des Rittergutes 1833-34 neu errichtet werden.

Begeben Sie sich nun zu einer kleinen Führung in die Kirche Wendischbora ...

Kleiner Kunstführer Kirche Wendischbora

Herzlich willkommen in der Kirche Wendischbora!

Sie befinden sich in einer für hiesige Verhältnisse jungen Kirche. Ein Großbrand im Rittergutsgelände hatte am 16. Februar 1833 neben anderen Rittergutsgebäuden auch die dort sich befindliche Kirche zerstört. Die ehemalige Nähe der Kirche zum Schloss gibt Aufschluss über das enge Verhältnis zwischen den hier lebenden Adelsfamilien und der Kirchgemeinde.

In einem Patronatsverhältnis (Schutzherrschaft) hatte die jeweilig ansässige Adelsfamilie über Jahrhunderte eine Mitverantwortung für diese Kirche übernommen. Ob im 12. Jahrhundert in dem ursprünglich slavischen Ort (vgl. dagegen die benachbarte deutsche Siedlung Deutschenbora) die Familie von Bora ansässig gewesen ist, bleibt unklar. Zwischen dem 14. und dem 17. Jahrhundert war es die Familie von Maltitz. Später lebten auf Wendischbora die Familien von Schleinitz, Preuß, von Bomsdorf, von Feilitzsch und zuletzt die Familie von Schwerdtner, die die Reste des Rittergutes nach 1990 wieder in ihren Besitz nehmen konnten (die Wappen der Familie oberhalb im Altarraum).

Da die Kirche im Rittergutsgelände früher bereits mehrfach durch Brände in Mitleidenschaft gezogen war, schien der freie Standort des Schäferfeldes besser geeignet. Nach nur einjähriger (!) Bauzeit konnte die Kirche am 23. November 1834 eingeweiht werden. Aus diesem Jahr stammen auch die drei Bronzeglocken, der gusseiserne Taufstein und die Orgel. Die Gesamtkosten von 4117 Talern lassen uns erstaunen und machen deutlich, was zur damaligen Zeit ein Taler wert war. Ausgeführt wurde ein Saalbau mit zwei Emporen. Der Turm war westlich in das Langhaus eingelassen. Der Gesamtaufriss des Innenraumes ist bis heute unverändert. Lediglich die Ausmalung der Kirche und die Gestaltung des Kanzelaltars wurde zur 50-Jahrfeier 1884 auf Betreiben der Patronin Freifrau von Wöhrmann umfassend erneuert (z. T. schlägt die alte Bemalung oder Entwürfe der zweiten Bemalung in den Emporenfeldern wieder durch). Bereits 1898 leistete man sich als Kirchenheizung einen sog. Wasseralfinger Ofen, der ein wunderbares Zeugnis damaliger Eisengießerkunst darstellt. Die Kosten der Unterhaltung der Heizung wurden damals aus dem Ertrag des sonst oft umstrittenen „Klingelbeutels" erbracht (Kollekte im Gottesdienst).

1998 konnte in die Kirche eine elektrische Heizung installiert und 1999 der gesamte Kircheninnenraum (Wände) neu gestrichen werden. Die farbliche Restauration der Holzeinbauten bleibt eine Aufgabe der Zukunft.

Der Kanzelaltar

Vor Ihnen erhebt sich ein Kanzelaltar, wie er sich in sächsischen Kirchen häufig findet. Bei den Neugestaltungen des Kanzelaltars 1884 durch Architekt Kandler wurden oben aufgesetzte Schmuckelemente abgenommen (vgl. Bild), dafür die seitliche Berankung und die Bekrönung der Kanzel hinzugefügt. Die klassische Ausführung des Kanzelaltares, wie sie z. B. in Rüsseina oder in Raußlitz zu sehen ist, ist hier leicht reduziert, aber immer noch vom protestantischen Grundkonzept geprägt: Der Kanzelaltar wird von oben nach unten „gelesen".

Die sonnenähnliche Gloriole mit dem Symbol des dreieinigen Gottes steht für die Herrlichkeit Gottes. Gott ist aber nicht im Himmel "gefangen", sondern leuchtet in diese Welt hinein. Der Himmel ist offen (die sonst den Himmel andeutenden zwei Himmels-Gewölbehälften fehlen hier). Die Herrlichkeit Gottes wird durch sein Wort (Kanzel) unter die Menschen gebracht. Die Taube unterhalb des Kanzeldeckels deutet auf den Heilige Geist Gottes, der durch sein Wort unter Menschen lebendig wirkt und Frieden verkündigt. Unter dem Wort Gottes versammelt sich die Gemeinde um den Altar zum Abendmahl. Wort Gottes und christliche Gemeinschaft gehören zusammen

Die Orgel

Es existieren nur noch acht Orgeln aus der Orgelwerkstatt Müller/ Reiß aus Neugersdorf/ Lausitz. Der geschickte Orgelbauer Christian Friedrich Reiß hatte in die Werkstatt Gottfried Müller 1821 eingeheiratet und erfreute sich in der Oberlausitz und in Böhmen großer Beliebtheit. Die Orgel in Wendischbora hat acht klingende Register im Manual und zwei im Pedal.

1905 wurde sie durch den Orgelbaumeister G. H. Schäfer aus Freiberg umdisponiert. Außerordentlich originell erscheint das farbige Orgelgehäuse im Rokoko-Stil. Bei der grundlegenden Generalüberholung 2007 wurden die Zinkpfeifen im Prospekt gegen neue Zinnprospektpfeifen getauscht und das reizvolle Orgelgehäuses restauratorisch überarbeitet.

Die Kirchenfenster

Die Buntglasfenster stammen etwa aus den Jahren 1888/89 und wurden durch den Dresdner Kunstglaser Bruno Urban gestaltet. Nachdem besonders das Südfenster jahrelang in einem beklagenswerten Zustand war, konnten die Fenster 2003 restauriert werden.
Die übrigen großen Kirchenfenster wurden im Jahr 2000 durch zwei Gemeindeglieder und einige Helfer ehren-amtlich gänzlich neu geschaffen. Das hereinbrechende Tageslicht ist so immer wieder ein Bild dafür, dass man in unserer Zeit durchaus auch sehr erhellende Erfahrung machen kann mit Menschen, die für Gott und seine Gemeinde viel persönlichen Einsatz aufbringen.

Die drei Glocken

Wurden 1834 gegossen. Die große, 70cm hoch, 88cm Durchmesser, mit aus Ähren und Kornblumen geschmückten Fries, hat die Inschrift:

Heilige sie in Deiner Wahrheit / Dein Wort ist die Wahrheit / Nachdem die alten Glocken / am 16 Februar 1833 durch den / Kirchenbrand zerstört., sind die neuen unter dem Kirchen-Inspektoren Superintendenten Dr. A. F. F. Karg, dem / Collator Röder von Bornsdorf, und dem Gerichts Director F. W. Schreyer im October 1834 wieder hergestellt / worden. / Gegossen von Sigismund Schröttel Inspector der Königlich Sächsischen Stückgießerey in Dresden 1834. Cis.

In Inschrift und Ausstattung ist die mittlere, 54cm hoch, 69cm im Durchmesser messende Glocke ähnlich ausgestattet, jedoch am Schluss mit A bezeichnet. Die kleine, schwer zugänglich Glocke ist gegossen von Johann Gotthelf Grosse. (Königl. Stück- u. Glockengießer zu Dresden)

Die Nutzung der Kirche

Die Kirche wird durchschnittlich 14-täg für Gottesdienste genutzt. Nach der Renovierung der Orgel findet im Sommerhalbjahr in regelmäßigen Abständen eine Orgelvesper statt.

Zur Kirchgemeinde Wendischbora gehört das Dorf Mahlitzsch. Wendischbora mit ca.150 Gemeindegliedern ist Schwestergemeinde der Kirchgemeinden Raußlitz und Rüsseina.

Kontakt

Frau Monika Zideck

Wendischbora Nr. 50 (Ecke Kirchweg zur Bundesstraße, rechts)
01683 Nossen

035242/ 67653

 

Ev.-Luth. Pfarramt Rüsseina:

Rüsseina, Kirchbergstraße 8
01683 Nossen

035242/ 68651